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Gesundheit verträgt keine Gewalt – Hinschauen und Nachfragen hilft!

Presseinformation, Graz, 17. Dezember 2018

Laut internationalen Studien suchen 3 von 4 von Gewalt betroffene Frauen Hilfe bei niedergelassenen ÄrztInnen und in Krankenhäusern. Wird der Gewalthintergrund erkannt, können Betroffene unterstützt werden. Mit dem Projekt Gesundheit verträgt keine Gewalt – Hinschauen und Nachfragen hilft! wurde das Thema Erkennen von Gewalterfahrungen in die Ausbildung der Pflege an der FH Joanneum gebracht. Damit nimmt die Steiermark österreichweit eine Vorreiterrolle ein. Zusätzlich werden durch Fortbildungen generell Mitarbeitende im Gesundheitswesen im Erkennen von gesundheitlichen Folgen von Gewalt sensibilisiert. Ein wichtiges Ziel ist, dass betroffene Frauen und Männer offen über Gewalterfahrungen sprechen können und ihnen passende Unterstützung angeboten werden kann.
Das Projekt der Gesundheitsplattform wird im Auftrag des Gesundheitsfonds Steiermark vom Frauengesundheitszentrum durchgeführt. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler erwartet von der Fortführung des Projekts noch mehr Sensibilität im Gesundheitswesen für das Thema Gewalt.

46 Fort- und Weiterbildungen fĂĽr MitarbeiterInnen im steirischen Gesundheitswesen
ÄrztInnen und das Pflegepersonal in Krankenhäusern sowie ÄrztInnen im niedergelassenen Bereich sind oft die erste Anlaufstelle für von Gewalt betroffenen Frauen und Männern. Doch auch andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen können mit Gewalt oder Gewalterfahrungen konfrontiert werden. „Es ist daher wichtig, dass alle MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen Symptome und Verletzungsmuster erkennen und wissen, wie sie Gewalt ansprechen können und welche Hilfsangebote es gibt“, erklärt Projektleiterin Christine Hirtl. „So können sie auf Akut- und Langzeitfolgen sensibler regieren und Betroffene unterstützen, damit besser umzugehen. Hilfreich sind etwa die Wahrung der Intimsphäre bei Pflegehandlungen, ungestörte Gespräche und gute Vorbereitung auf gynäkologische Untersuchungen.“ Im Rahmen des Projektes sind 961 Mitarbeiterinnen und 108 Mitarbeiter in steirischen Krankenhäusern und in Einrichtungen wie dem Hebammenzentrum Graz und dem Pflegewohnheim Preding geschult worden. 13 verschiedene Themen standen in einem Fortbildungskatalog zur Auswahl. „Die Fortbildungen waren innerhalb kürzester Zeit ausgebucht – das zeigt, dass Bedarf besteht“, bestätigt Christine Hirtl das Interesse.

Neues Modul Gewalt im Lehrplan der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung
Ein neues Modul mit 21 Einheiten zum Thema Gewalt ist als fixer Bestandteil der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung der FH JOANNEUM verankert worden. „Es ist uns gelungen, die vielfältigen Aspekte von Gewalt in bestehende Lehrveranstaltungen vom 1. bis zum 6. Semester zu implementieren“, berichtet Eva Mircic, Studiengangsleiterin der FH JOANNEUM. Themen sind etwa der Umgang mit häuslicher Gewalt, Trauma und psychische Langzeitfolgen von Gewalt, Gewalt gegen Kinder und die Reflexion von eigener Aggression. „Die Rückmeldungen der Referentinnen sind durchwegs positiv, gespannt sind wir auf die Evaluierungen der Studierenden. Erste Ergebnisse erwarten wir für Jänner 2019“, ergänzt Eva Mircic.
Als weitere Maßnahme fanden 5 Fortbildungstage für die Lehrenden in Gesundheitsberufen an der FH JOANNEUM und in den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen statt. „Denn wenn wir Studierende der Gesundheits- und Krankenpflege durch die neuen Module optimal auf die Praxis vorbereiten, sollten auch Lehrende Fortbildungen besuchen können“, ist Eva Mircic überzeugt.

Fortsetzung geplant
Mit dem Projekt Gesundheit verträgt keine Gewalt – Hinschauen und Nachfragen hilft!
nimmt die Steiermark eine Vorreiterrolle in Ă–sterreich ein.
„Wir wollen noch mehr Beschäftigte des Gesundheitswesens für das Thema Gesundheitliche Gewaltfolgen sensibilisieren, weitere Fortbildungen anbieten und einen entsprechenden Schwerpunkt in weiteren Gesundheitsausbildungen verankern.  Daher haben wir in der  Gesundheitsplattform Steiermark beschlossen, dieses erfolgreiche Projekt zu erweitern und um zwei Jahre fortzuführen“, erklärt Gesundheitslandesrat Christopher Drexler. „Mein Dank gilt dem Fachbeirat Frauengesundheit, der  vor gut zwei Jahren mit diesem Anliegen an mich herangetreten ist. Ich habe diese Anregung gerne aufgenommen und zur Umsetzung gebracht.“
„Gewalt begünstigende Bedingungen prägen das Leben von vielen Frauen“ bestätigt Lisa Rücker, die neue Vorsitzende des Fachbeirats für gendergerechte Gesundheit, vormals Fachbeirat Frauengesundheit. „Gut, dass mit weiteren Mitteln noch mehr Bewusstsein über die Wechselwirkung von Gewalt und Gesundheit geschaffen werden kann“, bekräftigt Lisa Rücker. „Wir werden uns im Fachbeirat auch weiterhin für Projekte, die die jeweilige Lebensrealität von Frauen und Männern stärker in den Fokus nehmen, einsetzen.“
„Der Gesundheitsfonds Steiermark hat bereits im Auftrag vom LR Mag. Drexler das erste Projekt begleitet und wird es auch für das nächste tun“, bestätigt Michael Koren, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark. “Wir sehen das Thema im GFSTMK gut verankert, da ja auch die Koordinationsstelle Psychiatrie bei uns angesiedelt ist und darüber hinaus auch einige Projekte gefördert werden, die Menschen mit Gewalterfahrungen betreuen und begleiten. Der Zugang strukturelle Maßnahmen – über die Einbindung des Themas in die Ausbildungscurricula – zu setzen, um Mitarbeitende im Gesundheitswesen für Menschen mit Gewalterfahrungen zu sensibilisieren, wird von uns sehr begrüßt, denn eine kontinuierliche Thematisierung birgt hohe Chancen auf Nachhaltigkeit. Wesentlich in diesem Zusammenhang ist auch, dass für diese Fortbildungen häufig Frauen – teils aufgrund eigener Betroffenheit – teilnehmen. Wird dieses Thema unterrichtet, so sind beide Geschlechter umfasst, da Studien zeigen, dass auch viele Männer Gewalterfahrungen in unterschiedlichen Facetten machen. Es wird nur noch sehr wenig darüber gesprochen. Daher sehe ich, dass wir in diesem Bereich noch viel zu tun haben. Darüber zu reden und Wissen zu vermitteln schafft Bewusstsein!“

Medienkontakt
Rita Obergeschwandner, Frauengesundheitszentrum
rita.obergeschwandner@fgz.co.at
0316/83 79 98-30
0699/18 35 20 97

Fotos der Pressekonferenz finden Sie hier.

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