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Stellungnahme des Frauengesundheitszentrums, Graz, 10.6.2011, unterstützt von weiteren ExpertInnen aus Medizin und Selbsthilfe
zu der Punktation (Vorvertrag) abgeschlossen zwischen Österreichischer Ärztekammer und Hauptverband der Sozialversicherungsträger am 3.6.2011
Das Frauengesundheitszentrum setzt sich seit Jahren im Interesse der Frauen in Österreich für ein qualitätsgesichertes Mammografie Screening nach Leitlinien der Europäischen Kommission ein. Nun nimmt es kritisch Stellung zu dem Brustkrebsfrüherkennungsprogramms, auf das sich Ärztekammer und Hauptverband kürzlich geeinigt haben. Unterstützt wird es dabei von weiteren ExpertInnen aus Medizin und Selbsthilfe.
Die Leitlinien der Europäischen Kommission machen Vorgaben für die Fort- und Weiterbildung von RadiologInnen, für Geräte und deren Wartung sowie für die Röntgenbilder, um die Qualität des Programms zu sichern. Aus demselben Grund bestehen auch Vorgaben für die Information der Frauen zum Screening und für die Versorgungskette von der Früherkennung über die Abklärung bis zur eventuell nötigen Behandlung und Nachsorge. ExpertInnen haben für Brustzentren die EUSOMA-Kriterien erarbeitet. Optimalerweise sollte die Versorgungskette in solchen zertifizierten Brustzentren angeboten oder zumindest koordiniert werden.
Die seit 3.6. vorliegende, zwischen der Österreichischen Ärztekammer und dem Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger abgeschlossene, Punktation (ein Vorvertrag) weicht in vielen Punkten von den genannten Leitlinien ab.
Resümierend bedeutet das, dass mit dem von Ärztekammer und Hauptverband vorgelegten Programm die Chance verpasst würde, ein wissenschaftlich abgesichertes Programm Screening nach Leitlinien der Europäischen Kommission qualitätsgesichert umzusetzen und damit Frauen der Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahren eine hochwertige gesundheitliche Versorgung zu sichern.
Diese Vereinbarung entspricht eher den Interessen der BetreiberInnen radiologischer Institute als jenen der Frauen. In dieser Vereinbarung haben sich niedergelassene RadiologInnen weitgehend durchgesetzt. Das Interesse der Frauen ist die Verbesserung der Lebensqualität. Hier sind weiter gehende Regelungen für ein Programm Screening erforderlich, als in der Punktation vorgegeben. Dies ist die Bedingung dafür, dass die Sterblichkeit von Frauen an Brustkrebs gesenkt wird und ihre Lebensqualität verbessert wird.
Diese Stellungnahme des Grazer Frauengesundheitszentrums wird unterstützt von
Mag. Wolf Dorner, Mag.a Monika Maier, ARGE Selbsthilfe Österreich
arge@selbsthilfe-oesterreich.at, www.selbsthilfe-oesterreich.at
Univ.Prof. Dr. Gernot Brunner, Ärztlicher Direktor Landeskrankenhaus Graz, gernot.brunner@medunigraz.at
Mag.a Monika Maier, Dachverband Selbsthilfe Kärnten
maier@selbsthilfe-kaernten.at, www.selbsthilfe-kaernten.at
Frauengesundheitszentrum Kärnten GesmbH
www.fgz-kaernten.at
Frauengesundheitszentrum Wels
www.pga.at/beratungtherapie/frauengesundheit/fgz-wels.html
Univ.Prof.Dr.med Éva Rásky, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Medizinische Universität Graz, eva.rasky@medunigraz.at
Priv.Doz.Dr.phil. Claudia Wild, Institutsleiterin Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, claudia.wild@hta.lbg.ac.at
Zitat Univ.Prof. Dr. Gernot Brunner, Ärztlicher Direktor, LKH Graz
Ein flächendeckendes Screening kann sinnvoll sein, ist jedoch eine sehr sensible Angelegenheit. Gerade eine Screeninguntersuchung gehört in die Hände der erfahrensten und besten UntersucherInnen. Es gilt bei einem Screening möglichst alle positiven Befunde zu finden und die Zahl der sogenannten „falsch-positiven Befunde“ möglichst gering zu halten. Dies insbesondere weil die sogenannten „falsch-positive Befunde“ zu weiterführender unnotwendiger Diagnostik führen. Diese trägt zur Verunsicherung von Frauen bei und verursacht extrem hohe Kosten im Gesundheitswesen, die für die PatientInnen keinen Nutzen bringen. Für die Behandlung von BrustkrebspatitientInnen in den Krankenhäusern werden höchste Qualitätsansprüche gestellt und diese Brustkrebsbehandlung wird in Zukunft zertifizierten Brustzentren oder Krebszentren (Comprehensive Cancer Centers), die sich strengsten Qualitätskontrollen unterwerfen, vorbehalten sein.
Ein flächendeckendes Screening im niedergelassenen Bereich ohne Installierung von ebenso strengen Qualitätskriterien, wie sie von zertifizierten Brustkrebszentren verlangt wird, und ohne Anbindung an zertifizierte Brustzentren macht keinen Sinn, kostet sehr viel Geld und wird mit Sicherheit zu keiner echten Verbesserung der Brustkrebsvorsorge und -behandlung führen.
Zitat Mag.a Sylvia Groth, MAS, Geschäftsführerin Frauengesundheitszentrum, Graz
Diese gemeinsame Stellungnahme von Selbsthilfegruppen und ExpertInnen zeigt auf, dass noch Änderungen nötig sind, um ein qualitätsgesichertes Brustkrebsfrüherkennungsprogramm im Interesse der Österreicherinnen umzusetzen.
Zitat ao. Univ.Prof. Dr. Helmut Schöllnast, Klinische Abteilung für Allgemeine Radiologische Diagnostik, Univ.Klinik für Radiologie, Graz Internationale Gesellschaften empfehlen ein bildgebendes Verfahren als Brustkrebs-Screeningverfahren lediglich dann, wenn prospektive, randomisierte, kontrollierte Studien vorliegen, die einen eindeutigen positiven Nutzen nachweisen. Das ist derzeit für den Ultraschall im Screening von Frauen mit normalem Brustkrebsrisiko nicht der Fall. Deshalb gibt es diesbezüglich von diesen Gesellschaften keine generelle Empfehlung den Ultraschall als Screeningmodalität durchzuführen. Das heißt nicht, dass der Ultraschall keinen Nutzen bringt, wenn man ihn zusätzlich durchführt. Es liegt für die Gesellschaften lediglich zu wenig Evidenz (randomisierte, kontrollierte Studien mit Beweis einer Mortalitätsreduktion) vor, um den Ultraschall generell als Screeningmethode zu empfehlen. Dass der Ultraschall insbesondere bei mammografisch dichter Brust zusätzliche Karzinome detektiert ist durch Studien belegt, der Einfluss auf die Mortalitätsreduktion aber derzeit nicht durch randomisierte kontrollierte Studien belegt. Zusammenfassend kommt es darauf an, welchen Evidenzlevel man als ausreichend empfindet, um eine generelle Empfehlung für den Einsatz des Ultraschalls im Brustkrebsscreening auszusprechen.
Als Expertinnen stehen für Interviews zur Verfügung:
Mag.a Sylvia Groth MAS
Frauengesundheitszentrum
Joanneumring 3, 8010 Graz
Tel.: 0043/316/83 79 98
E-Mail: frauen.gesundheit@fgz.co.at
www.fgz.co.at
Univ.-Prof.in Dr.in med. Ingrid Mühlhauser
Universität Hamburg
MIN Fakultät, Fachwissenschaft Gesundheit Martin-Luther-King Platz 6
D-20146 Hamburg
Tel.Nr.: 0049 40 42838 3988
E-Mail: Ingrid_Muehlhauser@uni-hamburg.de
www.chemie.uni-hamburg.de/igtw/Gesundheit/gesundheit.htm‚
www.gesundheit.uni-hamburg.de/
Quellen
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Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und die Ärztekammer einigen sich auf ein gemeinsames Programm zur Brustkrebsfrüherkennung.
Vereinbarung der Österreichische Ärztekammer und Hauptverband der Sozialversicherungsträger
OTS-Presseaussendungen von Hauptverband und Ärztekammer
www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110606_OTS0165/hauptverband-und-oesterreichische-aerztekammer-gemeinsam-brustkrebs-frueh-erkennen-denn-es-geht-um-die-gesundheit-der-frauen
und
www.ots.at/presseaussendung/OTS_20110606_OTS0168/hauptverband-und-oesterreichische-aerztekammer-gemeinsam-brustkrebs-frueh-erkennen-denn-es-geht-um-die-gesundheit-der-frauen-2
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