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Frauen haben in Österreich das Recht, sich in den ersten drei Monaten einer Schwangerschaft für einen Schwangerschaftsabbruch zu entscheiden. Schwangerschaftsabbrüche sind Gesundheitsleistungen und werden von Ärztinnen oder Ärzten durchgeführt — in niedergelassener Praxis oder in Krankenhäusern. Schwangerschaftsabbrüche sind eine der häufigsten gynäkologischen Verfahren, die bei guter gesundheitlicher Versorgungslage wie in Österreich mit sehr wenig Risiko belastet sind. Schwangerschaftsabbrüche müssen in Österreich selbst bezahlt werden.
Wenn Frauen merken, dass sie ungewollt schwanger sind, ist das oft ein Schock. Für manche schlägt die anfängliche Verwirrung rasch in Freude um. Andere sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ein (weiteres) Kind zu bekommen, und dem Zweifel, ob es für sie derzeit möglich ist. Für andere ist die Sache sofort klar und sie entscheiden sich für einen Schwangerschaftsabbruch.
Wie soll ich das allein schaffen?
Was wird aus meiner Ausbildung, meinem Beruf?
Was wird mein Partner dazu sagen?
Ist unsere Beziehung stark genug für ein Kind?
Möchte ich überhaupt ein (weiteres) Kind?
Es gibt zwei Methoden, um eine Schwangerschaft zu beenden: den operativen und den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch. Sie haben jeweils Vor- und Nachteile, keine ist besser oder schlechter als die andere. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass es bei einer dieser Methoden erhöhte Risiken gäbe.
Operativer Abbruch: Kann bis zur 12. Schwangerschaftswoche angewendet werden und wird mit Anästhesie (Vollnarkose) oder Lokalbetäubung durchgeführt. Das Verfahren selbst dauert 5 bis 10 Minuten. Danach sind geringe Blutungen zu erwarten.
Medikamentöser Abbruch: Wird in Österreich bis zur 9. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Die Frau nimmt zwei Medikamente (Hormone) ein, das erste stößt die Frucht ab, das zweite öffnet die Gebärmutter. Das Verfahren dauert 2 bis 3 Tage. Die erste Pille wird in der Praxis der Ärztin oder des Arztes eingenommen, innerhalb von 24 Stunden setzen starke Blutungen ein, die auch Krämpfe verursachen können. Deswegen nehmen viele Frauen zusätzlich ein Schmerzmittel ein. Dabei wird der Embryo ausgestoßen.
Die einen Frauen wollen, dass das Verfahren kurz dauert und sie sich schnell im Alltag wiederfinden. Andere wollen diesen Prozess des Abschiednehmens bewusst zuhause erleben. Beide Methoden sind sehr sichere Verfahren und kommen in Österreich gleichermaßen zur Anwendung. Beide Methoden haben keine Auswirkungen auf spätere Schwangerschaften, es bestehen auch keine erhöhten Risiken für Eileiterschwangerschaften, Frühgeburten oder Fehlgeburten.
Schwangerschaftsabbrüche müssen in Österreich selbst finanziert werden. Die Preisspanne in der Steiermark liegt zwischen 450€ und 800€. Wenn eine Frau sehr wenig Geld zur Verfügung hat, gibt es Kostenzuschüsse. Aktuelle Informationen dazu erhalten Sie im Frauengesundheitszentrum im Rahmen einer Beratung unter 0316 83 79 98 zu unseren Öffnungszeiten.
Nach einem Schwangerschaftsabbruch ist aus medizinischer Sicht keine Bettruhe erforderlich. Durch die einsetzende Hormonumstellung kann es aber sein, dass Frauen sich körperlich oder seelisch erschöpft fühlen. Nach zwei Tagen können sie alles tun, solange es ihnen gut geht. Das Ende einer Schwangerschaft kann Erleichterung bedeuten, es gilt aber auch, Abschied von der Schwangerschaft zu nehmen. Das kann mit dem Gefühl von Trauer verbunden sein. Nach einem Schwangerschaftsabbruch können Sie schnell erneut schwanger werden und benötigen deshalb ein Verhütungsmittel.
Alle Beratungsmöglichkeiten sind kostenfrei.
Gerne stehen wir für Fragen unter 0316 83 79 98 oder unter frauen.gesundheit@fgz.co.at zur Verfügung.
Quellen und Informationen
Leitlinie zum Schwangerschaftsabbruch im ersten Trimenon, Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (D, dt)
http://www.frauengesundheitszentrum.eu/wp-content/uploads/2023/11/015-094l_S2k_Schwangerschaftsabbruch-im-ersten-Trimenon_2023-01.pdf
Turnaway Studie (US, eng)
https://www.ansirh.org/research/ongoing/turnaway-study
Ergebnisse aus der Turnaway Studie (US, eng)
http://www.frauengesundheitszentrum.eu/wp-content/uploads/2023/11/the_harms_of_denying_a_woman_a_wanted_abortion_4-16-2020.pdf
Abortion Care Guideline, World Health Organisation (US, eng)
https://www.who.int/publications/i/item/9789240039483
Schwangerschaftsabbruch, Öffentliches Gesundheitsportal Österreich (Ö, dt)
https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/schwangerschaft/info/schwangerschaftsabbruch.html
Schwangerschaftsabbruch in Österreich (Ö, dt)
https://abortion-in-austria.at/de/aerztinnen-und-kliniken/
Pro Choice Austria (Ö, dt)
https://www.prochoiceaustria.at
Autorin: Kerstin Pirker, Sexualpädagogin, Sexualberaterin (ÖGS), Familienplanungsberaterin (ÖGF)
Letzte Aktualisierung: 8. November 2023